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“Was ist Leder?“ Eine schöne Frage zu Beginn des neuen Jahres!

Meine 16-jährige Nichte wünschte sich zu Weihnachten Geld, um sich eine Jacke zu kaufen. Auf meine Frage, was für eine Jacke sie kaufen wolle, sagte sie, eine „Synthetische“. Denn – und ich zitiere – „sie müsse an die armen Tiere denken“ – die nach ihrer Vorstellung – „nur wegen der Haut gezüchtet und getötet werden und so in jedem Lederkleidungsstück stecken“.

Die junge Generation, die Wert auf Wiederverwendung legt, übersieht, dass Leder eines der ältesten Beispiele für Recycling ist. Warum nur verbindet die jüngere Generation schlechte Vorstellungen mit Leder? Was machen wir und unsere Kollegen der Modebranche falsch?

Ich entschied mich, ihr zu erklären, was Leder ist und über die falschen Vorstellungen und Irrtümer zu sprechen, die ich immer wieder höre. Kurz, ich erklärte ihr, was das Besondere an Leder ist:

  • Gerben ist eines der ältesten Handwerke der Menschheit. Schon vor 170.000 Jahren benutzten unsere Vorfahren die Häute von erlegtenTieren, um sich vor dem Wetter zu schützen, als Schmuck, Musikinstrumente oder als Taschen auf ihren Wanderungen. Sie lernten, sie durch Gerben vor Fäulnis zu bewahren. Daraus entwickelte sich eineangesehene Industrie, die heute eine Schlüsselrolle in der Recyclingkette einnimmt, indem sie aus einem Nebenprodukt der Fleischindustrie ein wertvolles Material schafft. Und sie schafft regional Arbeitsplätze und Wohlstand.
  • Sind edle Pelze und Leder das Gleiche? Nein, aber durch Unkenntnis entsteht Verwirrung. Edle Pelze sind keine Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie. Pelztiere werden hauptsächlich um ihrer Felle wegen gezüchtet. Tieraktivisten nutzen dieses Unwissen und fördern es gerne auch mal. Verbraucher sollen glauben, edle Pelze und Leder seien das Gleiche.
  • Werden mehr Tiere gezüchtet und geschlachtet, um den Bedarf der Gerbereien zu decken? Eindeutig nein. Dieser Industriezweig hängt von der Fleischindustrie ab und die Fleischindustrie hängt davon ab, wie viel Fleisch wir Menschen konsumieren. Statistiken zeigen, je wohlhabender Entwicklungsländer werden, desto mehr neigen die Menschen dazu, ihren Fleischkonsum zu erhöhen. Das bedeutet dann, dass mehr Häute und Felle anfallen.
  • Schlachtet die europäische Lederindustrie Tiere nur um ihrer Haut willen? Nein. Fast 100 Prozent der von europäischen Gerbereien verarbeiteten Häute und Felle sind Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie. Ohne die Gerbindustrie müssten diese Nebenprodukte als Abfall entsorgt werden. Dafür stehen nur wenige sehr umweltbelastende Alternativen zur Verfügung, beispielsweise deponieren oder verbrennen. Nutzt man dieses Nebenprodukt als Leder, wird es zu einem äußerst vielseitigen und natürlichen Material für Kleidung, Schuhe, Polster, aber auch zu Sicherheitskleidung für Feuerwehrleute und Rennfahrer.
  • Die Gerbindustrie verschmutzt die Gewässer, verunreinigt die Atmosphäre und ist gefährlicher für die Umwelt als Nebenprodukte aus Erdöl, also synthetisches Material. Konzepte wie Umweltschutz oder Nachhaltigkeit hatten in der Vergangenheit, wie in den meisten Branchen, keine wirtschaftliche Priorität. Die Zeiten haben sich geändert! Heute steht ökologische Nachhaltigkeit ganz oben auf der Agenda der meisten Nationen. So haben große Fortschritte im Bereich Technologie, Wissensaustausch, Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie strenge Umweltauflagen den Gerbereien in der EU dabei geholfen, in Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit zu Weltmarktführern zu werden. Und die europäische Gerbindustrie wird immer grüner! Dank Projekten wie LIFETAN, einem EU-Projekt, das von der italienischen Agentur für neue Technologien, Energie und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung (ENEA) koordiniert wird.
  • Es gibt eine Menge Berichte in den Medien über Tierquälerei in Schlachthöfen. Es stimmt. Wir hatten in der letzten Zeit mehrere Berichte über Tierquälerei an verschiedenen Schlachthöfen in ganz Europa. Es handelt sich um bedauerliche Einzelfälle, die von COTANCE (Dachverband der europäischen Gerbindustrie), allen europäischen Gerberei-Verbänden, deren Mitgliedern, nachdrücklich verurteilt werden. In ganz Europa werden Schlachthöfe kontrolliert und es gibt Tierschutzgesetze gegen Tierquälerei. Für Gerbereien gilt: Nur aus Häuten von gesunden, unverletzten Tieren wird schönes Leder. Deshalb steht der Tierschutz für die Gerbindustrie ganz vorn in einer nachhaltigen Unternehmensphilosophie.

Liebe Nichte,

Leder ist ein robustes, vielseitiges Produkt, das dank nachhaltiger Gerbprozesse zu Jacken, Schuhen und vielem anderen mehr verarbeitet wird. Sieh dich mal um. Nach dem du einen Burger zu Mittag gegessen hast, legst du dich auf unser schönes Ledersofa, das schon 12 Jahre alt ist, aber immer noch super aussieht. Vielleicht hatte auch das Auto, mit dem du gekommen bist, Ledersitze… Du bist für das Recyceln von Getränkedosen, Plastikflaschen und Papier. Warum also nicht Recycling von Häuten und Fellen? Warum nicht losgehen und eine Lederjacke designed und hergestellt in Europa, mit Leder aus Europa kaufen? Wenn du sie richtig pflegst, wird dich die Jacke viele Jahre begleiten. Und jedes Tragen macht sie schöner. Das ist dann auch noch nachhaltig!

Wie denkst du jetzt über Leder?

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Newsletter 01/2019 – Was ist Leder?

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