Helsinki Fashion Week: Bestimmte Gruppen machen uns glauben, Verzicht auf Leder bedeutet, keine leidenden Tiere mehr auf der Welt. Geht das so einfach?

Fleischindustrie:

  • Der Verzicht auf Leder bedeutet, dass die Fleischwirtschaft ein Nebenprodukt, die Haut, nicht mehr verwerten kann, sondern die Haut entsorgen muss. Das wird der Fleischwirtschaft nicht gefallen, weil sie statt Einnahmen durch ein werthaltiges Nebenprodukt zu erzielen, Kosten für deren Entsorgung hätte.

Grasflächen und Ernährung der Menschen:

  • Weltweit gibt es 5,25 Mrd. ha Grasland, immerhin fast 40 % der Landfläche.
    Grasflächen können nur durch Wiederkäuer genutzt werden. Das Verdauungssystem der Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen, Rehe, Giraffen, Elche…) ist in der Lage, das Gras aufzuschließen, Zellulose zu verwerten. Das Verdauungssystem der Menschen kann das nicht. Damit werden Grasflächen für die menschliche Ernährung zugängig gemacht.
  • Grasland kann man in der Regel nicht als Ackerland nutzen. Die Abschaffung der Weidewirtschaft (und zunehmender Ackerbau) führt besonders in Trockengebieten (z. B. Sahelzone) zu Austrocknung und Bodenerosion.
  • Nicht ackerfähige Böden, wie z. B. die mongolische Steppe ca. 313.000 km², die südamerikanische Pampa < 500.000 km², die afrikanische Savanne u. a., sind trotz Trockenheit mit der Beweidung durch Wiederkäuer für die menschliche Ernährung nutzbar. Dauergrünland übersteht Überschwemmungen und Trockenheit besser als Ackerland.
  • Der Verzicht auf Leder, Fleisch, Milch und damit auf Rinder, hat zur Folge, dass sich die Vegetation verändert, es kommt zur Verbuschung, Verwaldung.
  • Dauergrünland kann sehr gut CO2 einfangen und binden.
  • In wirtschaftlich schwach entwickelten Gebieten sind über Wiederkäuer Produkte wie Milch, Käse, Joghurt oft die einzig eiweißreiche Nahrung, die für unterernährte Kinder verfügbar ist.
  • Getreiderückstände, Ölsaatkuchen, also Nebenprodukte der Pflanzenproduktion, können über die Fütterung von Tieren verwertet werden. Auch die FAO sieht für die weltweite Ernährungssicherung nur zwei Wege: höherer Prozentsatz Proteine durch Weidehaltung erzeugen und Verwertung von Nebenprodukten für die tierischen Ernährung (FAO „World Livestock 2011“).
  • Und: Felder ohne Tierhaltung führen zu weniger Artenvielfalt.

Leiden der Tiere:

  • Wo besteht der Zusammenhang zwischen dem Leid von Tieren und der Nutzung von Leder? Weltweit, europäisch und national gibt es sehr viel Engagement für Tierschutz und Tierwohl. Das ist der richtige Weg.
  • Leiden von Tieren – weder im Privaten noch im Geschäftlichen erlaubt. Und: Nur Tiere, die sich wohlfühlen sind gesund und bleiben gesund. Da geht es den Tieren wie den Menschen.

Lederindustrie:

  • Wenn kein Leder mehr gekauft wird, müssen die Häute der Tiere entsorgt werden. Gerbereien können nicht mehr produzieren. Leder muss ersetzt werden.
  • Lederersatzstoffe wie Plastik, Textilien etc. sind auch nicht ohne Beeinträchtigung der Umwelt herzustellen, sind nicht frei von Schadstoffen, wenn sie die von uns gewünschten Eigenschaften haben sollen. Das gilt auch für Materialien aus Pilzen, Ananas usw.
  • Bisher gibt es kein Material, das dem Leder gleichkommt. Viele Lederersatzstoffe erfüllen einige der Eigenschaften von Leder. Leder ist der menschlichen Haut so nah, ist so natürlich, das schaffen Ersatzstoffe bisher nicht.
  • Lederersatz nur durch Materialien, die aus Ananas, Pilzen o. ä. hergestellt werden, ist aufgrund der Eignung, der Mengen und wahrscheinlich auch aufgrund der Kosten, kaum darstellbar.
  • Lederartikel brauchen in der Regel Pflege, sind dafür aber sehr langlebig. Artikel aus Ersatzstoffen sind dagegen in der Regel weniger langlebig, damit auch weniger nachhaltig.
  • Kein Leder mehr bedeutet, noch mehr Plastik und Kunstfasern? Haben wir nicht schon genug Probleme mit Plastik in den Weltmeeren?

Leder ist seit Jahrhunderten ein vom Mensch geschätztes natürliches Material. Das Tier als Nutztier nutzt dem Mensch nur, wenn das Tier nicht leidet, gesund ist. Schönes Leder kommt von gesunden Tieren. Wir sind für eine verantwortungsvolle Landwirtschaft. Wir sind für Leder!